Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkte optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.
Nachhaltige Investitionen und ökoeffizientes Wirtschaften gewinnen auf globaler wie lokaler Ebene zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen internationaler Übereinkommen wie der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und des Pariser Klimaschutzabkommens sollen ökologische und soziale Standards langfristig im Finanzsektor verankert werden. Mit diesem Ziel hat auch der UN Global Compact Sustainable Finance zu einem Schwerpunktthema gemacht: Es wurden beispielsweise die Principles on Responsible Investment veröffentlicht. Zusätzlich dazu wurde eine Action Platform on Financial Innovation eingerichtet, deren Ziel es ist, Teilnehmerorganisationen dazu zu inspirieren, innovative private Finanzinstrumente für nachhaltige Investments zu entwickeln und umzusetzen. Des Weiteren haben die Vereinten Nationen im September 2019 die Principles on Responsible Banking herausgegeben, welcher 130 Banken als Gründungsunterzeichner beigetreten sind.
Die Europäische Kommission hat im März 2018 den EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen veröffentlicht. Dieser soll auf EU-Ebene einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris sowie der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung leisten. Und auch auf lokaler Ebene rückt das Thema vermehrt in den Vordergrund. Im Rahmen der österreichischen Klima- und Energiestrategie #mission 2030 wurde Anfang 2019 unter gemeinsamer Leitung des Bundesministeriums für Finanzen und des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus eine Green Finance-Fokusgruppe ins Leben gerufen.
Um die Klimaverträglichkeit von Finanzflüssen sicherzustellen und so einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klima- und Energieziele zu leisten, sind alle FinanzmarktteilnehmerInnen zum Handeln aufgefordert. Das diesjährigen General Meeting des Global Compact Netzwerks Österreich zeigte, wie etwa österreichische Unternehmen den neuen Anforderungen begegnen können.
Zur Umsetzung des Aktionsplans wurde von der Europäischen Kommission eine Technical Expert Group on Sustainable Finance (TEG) eingerichtet, bestehend aus 35 VertreterInnen der Finanzwirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und öffentlicher Institutionen. Karl Ludwig Brockmann, Konzernbeauftragter für Nachhaltigkeit der KfW Bankengruppe, ist Mitglied der TEG und gab beim General Meeting des Global Compact Netzwerkes Österreich Einblick in die EU-Perspektive auf den Beitrag des Finanzsektors für eine nachhaltige und klimagerechte Entwicklung.
Brockmann legte zunächst offen, welche finanziellen Herausforderungen die Europäische Union im Rahmen der Klima- und Energiepolitik bis 2030 zu überwinden habe. Die Europäische Union hat dabei drei EU-weite Ziele festgelegt: Erstens, die Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 % im Vergleich zum Jahr 1990; zweitens, die Erhöhung des Anteils von Energie aus erneuerbaren Quellen im Energieendverbrauch auf mindestens 32 % sowie drittens, die Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 32,5 %. Zur Erreichung der Ziele, bedarf es der Schließung einer jährlichen Investmentlücke von 175 – 290 Milliarden Euro. Neben den Kapitalerträgen aus öffentlicher Hand, werden auch die Finanzierungsbeiträge des Privatsektors eine Schlüsselrolle in der Deckung dieses Investitionssbedarfs spielen. Brockmann machte darauf aufmerksam, dass es in den betroffenen EU-Ländern zu Strafzahlungen kommen könnte, sollten die EU-Ziele auf nationaler Ebene nicht erfüllt werden.
Die drei Hauptziele des EU-Aktionsplans umfassen die Neuorientierung des Kapitalstroms in Richtung nachhaltiger Investitionen; das Mainstreaming von Nachhaltigkeit in das Risikomanagement sowie die Förderung von Transparenz und Langfristigkeit in Wirtschafts- und Finanztätigkeiten.
Zur Umsetzung des Aktionsplans hat die Europäische Kommission im Mai 2018 vier Legislativvorschläge verabschiedet, welche folgende Verordnungen umfassen: Erstens, die Festlegung eines einheitlichen Klassifikationssystems (EU-Taxonomie) für nachhaltige Finanzprodukte. Zweitens, die Schaffung nachhaltiger Referenzwerte als Orientierungshilfe für InvestorInnen. Drittens, die Schaffung von Offenlegungspflichten hinsichtlich der Integration von ESG-Risiken in die Investitionsentscheidungen institutioneller InvestorInnen. Viertens, die Verpflichtung der BankberaterInnen, Nachhaltigkeitspräferenzen in die Anlageberatung zu integrieren.
Karl Ludwig Brockmann bezeichnet die EU-Taxonomie als „Herzstück der TEG“, welche sich als Verordnung auf die Integration des Klimaschutzes in Investmententscheidungen konzentriert. Mit der Einführung eines einheitlichen Klassifikationssystems für Finanzprodukte soll die ökologische Nachhaltigkeit einer wirtschaftlichen Tätigkeit bestimmt werden. Bei der Anwendung der Taxonomie auf ein Aktienportfolio muss ausgewiesen werden zu wieviel Prozent dieses die Richtlinien der Taxonomie erfüllt. Die Taxonomie sei laut Brockmann „die Sprache, mit der über Finanzprodukte in einer glaubhaften Art und Weise gesprochen werden kann.“ Brockmann wies auch darauf hin, dass die Qualitätssicherung der Finanzprodukte in der Compliance-Kette ein komplexer Prozess sei.
„Der EU-Aktionsplan adressiert den Finanzsektor und gibt einen Rahmen für dessen Beitrag für eine klimagerechte und nachhaltige Zukunft vor. Am Ende geht es aber um notwendige Veränderungen in der Realwirtschaft. Die Unternehmen sollten antizipieren, dass über die verschiedenen Bausteine des Aktionsplans indirekt auch neue Transparenzanforderungen auf sie zukommen.“
Am Ende seines Vortrages machte Karl Ludwig Brockmann darauf aufmerksam, dass laut Status quo die Ziele des Übereinkommens von Paris nicht erfüllt werden würden. Es brauche hier eine Kooperation von allen AkteurInnen. Die Politik müsse die richtigen Rahmenbedingungen setzen, dann könne der Finanzsektor auch die richtigen Produkte bereitstellen:
„Am Ende werden wir es über den Finanzsektor nicht aussteuern können, die wirklich wichtigen Impulse werden von anderer Seite kommen müssen."
In Österreich beträgt die Quote aller Nachhaltigkeitsfonds derzeit 10% am Gesamtvolumens der ausgestellten Fonds. Besonders Banken und FinanzdienstleisterInnen nehmen im Rahmen der Taxonomie und der SDGs eine zentrale Rolle ein und müssen sich daher früh und proaktiv mit dem Thema beschäftigen. Der EU-Green Bond Standard der Technical Expert Group on Sustainable Finance (TEG) ist derzeit vornehmlich für große Unternehmen relevant. Soziale Aktivitäten, Biodiversität oder andere Aspekte der SDGs sind in der kommenden Taxonomie noch nicht miteinbezogen, werden aber in den zukünftigen Überarbeitungen berücksichtigt. Karl Ludwig Brockmann hob die Herausforderung bei „in-Transition“-Themen zwischen Social und Green-Bonds hervor - mit dem Verweis die Weiterentwicklung der Taxonomie im Verlauf der nächsten Monate und Jahre aufmerksamen zu verfolgen: „Wir werden nicht sofort die Lösung haben – es ist ein Such- und Lernprozess.“
Anschließend diskutierte Brockmann mit Nastassja Cernko (Nachhaltigkeitsmanagerin OeKB Gruppe und Reinhard Friesenbichler (Geschäftsleitung und Gründer rfu) unter Moderation von Angela Köppl (Umweltökonomin am WIFO) am Podium.
„Die Finanzindustrie muss den Mut haben neben der Taxonomie auch die Transnationalen Themen mehr zu betonen,“ meinte Reinhard Friesenbichler, rfu. Seiner Einschätzung nach, werden FondanbieterInnen immer mehr in diese Richtung gehen. Friesenbichler betonte die Notwendigkeit, dass der Staat das Thema Geldanlage bereits in der Schule mehr fördern sollte, denn der Umgang mit Geld ist eine Kulturtechnik. Seiner Einschätzung nach, wird sich ähnlich wie beim „Flight shaming“ künftig die Frage stellen „Wie legst du dein Geld an?“. So wird man vielleicht bald von „Investment shaming“ sprechen.
„Das Thema darf nicht bei den MitarbeiterInnen von Finanzunternehmen stehen bleiben“, meinte Nastassja Cernko, OeKB.
„Die Rolle von Plattformen für den Austausch und für das gemeinsame Vorantreiben, wie es etwa bereits in der Schweiz stattfindet, wird künftig unabdingbar sein.“
Der Sustainability-Bond wird von der OeKB als logischer Schritt gesehen, nachdem hier auf bereits bestehendem Know-how aufgebaut werden kann. Derzeit bestehen noch große Herausforderungen darin, einen Framework zu erstellen unter welchem die OeKB ihre Bonds in Zukunft anbieten will, aber es kann bereits aus langjähriger Erfahrung auf viele Daten zurückgegriffen werden, welche den Prozess deutlich erleichtern.
Derzeit sind erst 1 % der weltweit ausgestellten Bonds an nachhaltige Unternehmensaktivitäten orientiert, jedoch ist eine hohe Dynamik und Wachstum zu erwarten. Der 2005 von rfu entwickelte österreichische Nachhaltigkeitsindex VÖNIX misst den Performanceeffekt von nachhaltiger Investition und bemisst derzeit einen Performancevorteil von 1,4 % p.A. In den letzten zwei Jahren konnte ein signifikanter Zuwachs auf mittlerweile 21 Green- bzw. Social-Bonds bemerkt werden. Davon werden 11 Emissionen von Banken und 10 Emissionen aus dem Corporate Bereich vergeben, wobei letztere alle aus dem Bereich nachhaltiger Energieerzeugung stammen.
Aus Sicht des Panels müssen folgende Punkte erfüllt sein, um nachhaltige Finanzierung zum Mainstream zu machen:
Fotocredit: Arthur Michalek - von Michalek Photography
Über Global Compact Netzwerk Österreich:
Der Global Compact der Vereinten Nationen ist die weltweit größte Initiative zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltiger Entwicklung. Die Vision der weltumspannenden Bewegung aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft: Die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Die offizielle nationale Koordinierungsstelle des Global Compact in Österreich ist respACT - austrian business council for sustainable development. Das Netzwerk umfasst derzet 108 Teilnehmerorganisationen, darunter Österreichs führende Unternehmen, und ist Ansprechpartner für Fragen rund um die Zehn Prinzipien des Global Compact sowie die 17 UN Sustainable Development Goals. www.globalcompact.at
Das General Meeting wurde koordiniert von
Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkte optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.