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Alles hat mit einer Lehrveranstaltung an der Universität für Bodenkultur in Wien begonnen: Claudia Bergero und Sandra Falkner hatten dort während ihres Masterstudiums der Umweltwissenschaften eine Lehrveranstaltung, in der es darum ging, Innovationen im Forstsektor zu entwickeln. Dabei stießen die beiden auf den Rohstoff „Baumharz“ – ein Rohstoff, über den sie bis dato nichts wussten.
Ein vergessener Rohstoff und ein fast verlorenes Handwerk
So hatten sie noch nie etwas von der „Pecherei“ gehört – ein altes Traditionshandwerk in Niederösterreich, durch welches Baumharz von Schwarzkiefern händisch geerntet wird.
Das Harz diente früher u. a. zur Abdichtung von Schiffen sowie als wichtiges Material für zahlreiche andere Handwerke (z.B. die Bottich-Binderei). In der Blütezeit der Pecherei konnten 7.000 Familien in Niederösterreich von diesem Handwerk leben und Baumharz war sogar eines der Hauptexportprodukte dieser Region. Als in den 1950er Jahren das Baumharz von billigeren Erdölimporten verdrängt wurde, verlor der Rohstoff an Bedeutung und das Handwerk geriet mehr und mehr in Vergessenheit – heute sind nur noch eine Handvoll „Pecher“ übrig, die die Harzgewinnung noch (nebenberuflich) betreiben. Daher wurde dieses Handwerk 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO ernannt.
Harz wird heute hauptsächlich für Farben und Lacke verwendet, als Kolophonium für Geigenspieler (auch die Wiener Philharmoniker erhöhen die Reibung ihrer Bögen mit diesem niederösterreichischen Baumharz) und als Hauptbestandteil für „Pechsalben“, die die Wundheilung vorantreiben sollen oder als Zugsalben Verwendung finden.
Über Plastikkaugummis und die Alternative „Alpengummi“
Bergero und Falkner waren von Anfang an von diesem niederösterreichischen Handwerk und vom Rohstoff Baumharz fasziniert. Sie begaben sich auf die Suche nach Anwendungen für das Harz und fanden dabei heraus, dass Baumharze bereits seit Jahrtausenden in zahlreichen Kulturen gekaut werden. So kauten die Maya in Mexiko auf dem Baumsaft „Chicle“, die Ägypter auf Weihrauch, die Griechen auf „Mastix“ und die Tiroler auf „Kaupech“ (den eingetrockneten Harztropfen von v.a. Fichten).
Weiters fanden sie heraus, dass die Kaumassen handelsüblicher Kaugummis heutzutage großteils aus synthetischen Produkten – quasi Plastik – gewonnen werden. Diese geradezu schockierende Information versteckt sich hinter dem Begriff „Kaumasse“, der auf Kaugummipackungen nicht weiter deklariert werden muss. Dazu kommen weitere potentiell gesundheitsschädliche Zusatzstoffe wie Aspartam, BHA, Weichmacher, uvm. Darüber hinaus wird der Kaugummimarkt von einer einzigen Firma zu ca. 95% dominiert – so gehören fast alle Marken, die man aus dem Supermarkt kennt, zum Megakonzern Wrigleys.
Für die beiden Studentinnen war somit klar: Ein natürlicher Kaugummi muss her, aus möglichst heimischen Ressourcen. Und so war die Idee von „Alpengummi“ geboren – dem ersten natürlichen Kaugummi der Alpen.
Die beiden Jungunternehmerinnen feilten rund zwei Jahre lang in der eigenen Küche und später im Uni-Labor an der Rezeptur. Im Frühjahr 2019 gründeten sie ihre Firma (Bergfalke GmbH) und gingen mit Alpengummi auf den Markt: Die Kaumasse besteht aus heimischem Schwarzkiefernharz und Bienenwachs, gesüßt wird nur mit Xylit (auch als Birkenzucker bekannt), der sogar gut für die Zähne ist, da er hilft, schädliche Säuren im Mund zu reduzieren und die Zähne remineralisiert.
Anstrengende Herstellung per Hand und der Wert der Nachhaltigkeit
Etwa 50.000 Packungen Alpengummis wurden von Bergero und Falkner in einem Jahr händisch (!) hergestellt. Derzeit arbeiten sie daran, die Produktion auszulagern und den Vertrieb zu erweitern. Gefördert werden sie dabei von der Wirtschaftsagentur Wien.
Bei den Inhaltsstoffen und der Verpackung liegen ihnen dieselben Werte am Herzen, die sie anfangs auch zur Idee getrieben haben: Die Inhaltsstoffe werden nach Natürlichkeit & geografischer Nähe ausgewählt und bei der Verpackung handelt es sich um eine praktische Z-Klick Box aus PEFC-zertifiziertem Karton. Seit neuestem gibt es auch eine Give-away Variante, die Unternehmen erwerben können, um ihren KundInnen und MitarbeiterInnen zu zeigen, dass ihnen Nachhaltigkeit ein Anliegen ist.
Neben der Herstellung der Kaugummis und den üblichen Aufgaben in Vertrieb, Marketing etc. besuchen die beiden Jungunternehmerinnen immer wieder die Pecher im Triesting- und Piestingtal. Sie versuchen, aktiver Teil des Vereinslebens der Keaföhrenen zu sein – ein Verein, der sich rund um die Pecherei in Niederösterreich entwickelt hat. So soll die Wertschöpfung in der Region gehalten werden, während die Leute genüsslich auf einem Stück Wald kauen können statt auf Plastik aus Übersee.
Über das Unternehmen:
Die Bergfalke GmbH (Alpengummi) wurde im Februar 2019 gegründet. Das Team besteht zurzeit aus den beiden Gründerinnen und Geschäftsführerinnen Claudia Bergero und Sandra Falkner. Seit dem Frühjahr 2020 ist die GmbH, die natürliche Kaugummis herstellt und vertreibt, Teil der Unternehmensplattform respACT, mit der sie ihre Werte und Vision teilt, eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen und die gemeinsamen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
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