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respACT startete im Sommer 2020 in Hinblick auf den CSR-Tag 2020 die News-Serie rund um „Klimaschutz“. Ziel der Serie war, für das Thema zu sensibilisieren und anhand von Beiträgen von respACT-Mitgliedern sowie weiteren AkteurInnen aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen, welche Herausforderungen und Chancen von aktivem Klimaschutz ausgehen.
Die EU Kommission befördert die dafür notwendige Transformation durch den EU Green Deal und die damit verbundenen Direktiven zur Integration in die nationalen Gesetzgebungen, um die strategische ebenso wie operative Umsetzung in Unternehmen so rasch wie möglich in Gang zu setzen.
Aus Sicht der Kommission stellen Wertschöpfungskreisläufe und Klimaneutralität die Grundlage für den wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort der Zukunft dar. Europa soll Weltmarktführer in ressourcenschonender Kreislauf-Innovation werden, was für den internationalen Vorsprung unserer Industrie gepaart mit Klimaneutralität, sowie für größere Unabhängigkeit von globalen Lieferketten sorgen soll.
Angesichts der zunehmenden Knappheit natürlicher Ressourcen und entsprechender nationaler und internationaler Richtlinien und Regulierungen, ist es heutzutage wichtiger denn je, Unternehmen dahingehend zu unterstützen, dass sie mit weniger mehr erreichen können. Denn aus heutiger Sicht bedeutet dies für Unternehmen jeder Art und Branche einen zum Teil gewaltigen Umdenk– und Lernprozess, der die Fähigkeit zu systemischer Betrachtung von Wertschöpfung und kollaborativem Wettbewerb ebenso beinhaltet wie digitale Innovation.
Das neugegründete Circular Economy Forum Austria hat sich die dafür notwendige transdisziplinäre Unterstützung und die Schaffung eines österreichweiten Kreislauf-Innovations-Ökosystems mit internationaler Anbindung zur Mission gemacht. Das Forum ermöglicht dies durch unterschiedliche Formate wie Aus- und Weiterbildung, weltweiten Erfahrungs- und Wissensaustausch, Circular Innovation Labs für spezifische Herausforderungen, ein weitreichendes Netzwerk von Experten oder auch Zeit und Raum für den Austausch von und mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Design.
Das Forum vereint die Kompetenzfelder seiner vier Gründungsorganisationen – Bertalanffy Center for the Study of Systems Science, respACT- austrian business council for sustainable development, designAustria und Circular Futures-Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich - deren Akteure und Mitglieder sich in den unterschiedlichen Bereichen bereits seit mehreren Jahren mit der Thematik und den damit verbundenen Herausforderungen beschäftigen. Durch die Interdisziplinarität der Gründerorganisationen sowie die Bereicherung durch weitere nationale und internationale Kompetenzpartner, entstehen laufend Synergien sowie neues Wissen und Innovation für alle Teilnehmenden. Das Forum fördert so das Entstehen eines innovativen Kreislauf-Ökosystems in Österreich.
Karin Huber-Heim, Vorstandsmitglied des Bertalanffy Center for the Study of Systems Sciences, sowie im Global Compact Netzwerk Österreich, leitet das Forum und führte im Anschluss an den diesjährigen CSR Tag 2020 nachstehendes Gespräch mit VertreterInnen der Gründungsorganisationen:
Stefan Blachfellner, Managing Director, Bertalanffy Center for the Study of Systems Science; Julika Dittrich, Leitung Circular Futures, Stv. Leitung EU-Umweltbüro; Martin Fössleitner, Vorstand, designaustria; Felix Forster, Leitung Inhalte und Innovation, respACT -austrian business council for sustainable development
Karin Huber Heim (KHH): Warum wird international zunehmend von systemischen Notwendigkeiten der Wirtschaftsinnovation gesprochen?
Stefan Blachfellner (SB): Wirtschaft ist ein eingebettetes System – das ist eine Erkenntnis, die sich immer weiter durchsetzt, siehe auch BCG oder das WEF, welche diese Sichtweise aus der Systemlehre übernommen haben und promoten. Ich selbst habe die Modelle der „Nested Systems“ bereits als Berater der europäischen Kommission in eben dieser Arbeit genutzt. Wirtschaft besteht nicht „neben“ einem sozialen System und einem biologischen System, sondern kann nur leben und wachsen als Bestandteil eines funktionierenden gesellschaftlichen und vor allem funktionierenden Umweltsystems, das aber in vielen Bereichen bereits an die und über die planetaren Grenzen erschöpft wurde. Die Gesellschaftlichen Systeme verändern sich in Abhängigkeit mit Umweltsystemen ebenso in und der durch Studien belegbare Werte- und Verhaltenswandel, der neue Lebensstile gestaltet, lässt die pointierte Aussage zu: Nachhaltigkeit wird die neue Norm(alität), alles andere wird Nische.
KHH: Viele sprechen heute von Systemwandel. Wie kann ein solcher Wandel funktionieren?
SB: Ich bin einer der wenigen, die dieses Wort nicht benützen. Wir können Systeminnovation oder besser Innovationen ermöglichen. Dazu gibt es fundierte Ansätze. Der Systemwandel ist eher eine politisch rhetorische Konzeption. Und ein System verändert sich nur dann, wenn es muss.
KHH: Welche Rolle nimmt die Kreislaufwirtschaft innerhalb des EU Green Deals ein?
Julika Dittrich (JD): Die Europäische Union unternimmt eine beispiellose Anstrengung: die tiefgreifende Umgestaltung unseres Wirtschaftssystems zu einer gerechten, klimaneutralen, ressourceneffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft. Der europäische Green Deal und die nächste Generation der EU Wiederaufbau- und Resilienz-Mittel wird die soziale, wirtschaftliche und ökologische Architektur des Kontinents für die kommenden Jahrzehnte grundlegend verändern. Um dieses Potenzial zu nutzen und um das Europa aufzubauen, in dem wir alle leben wollen, müssen wir einen systemischen Lösungsansatz verfolgen.
KHH: Welcher Stellenwert wird den Menschen, also den Bürgern und Konsumenten, darin zugeschrieben?
JD: Gesellschaftliche Bedürfnisse sollen den Bezugspunkt für alle wirtschaftlichen Aktivitäten darstellen. Unser aller Umgang mit Ressourcen wird als eine Quelle zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit gesehen und in die Überlegungen zur Gestaltung zukunftsfähiger Industrien für den Wiederaufbau miteinbezogen. Die Umsetzung des EU Green Deals und der Wiederaufbau der Wirtschaft nach Covid-19 sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Europa hat das Potenzial, aus der gegenwärtigen Krise gestärkt hervorzugehen und eine nachhaltigere und resilientere Gesellschaft für seine Bürger zu schaffen.
KHH: In einer regenerativen Kreislaufwirtschaft gibt es keinen Anfang und Ende, stattdessen wird Zirkularität von Beginn an bedacht. Das erfordert innovative Prozessabläufe im Design, eine erweiterte Systemsicht sowie eine Auswahl neuer Arbeitsmethoden. Wie befasst sich designaustria mit dem Thema Circular Design, und gibt es dazu eine übergeordnete Strategie?
Martin Fössleitner (MF): designaustria verbindet mehrere Experts Cluster zum Thema Circular Design, Produkt, Service und Industriedesign, assistiert von allen anderen Disziplinen wie Verpackungsdesign und Corporate Identity, zusammengeführt in Sustainability Design. Die Design Policy von designaustria ist in die Europäische Next Generation Design Policy des Bureau of European Design Associations, BEDA eingebettet.
KHH: Um von Beginn an in Kreisläufen denken zu können braucht es Orientierung. Welche Hilfestellungen oder Standards gibt es dazu bereits?
MF: 2019 publizierte designAustria bereits die Qualitätsstandards für Circular Design, also Gestaltungskriterien für eine nachhaltige Entwicklung. Die Verantwortung zur Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) liegt bei DesignerInnen und HerstellerInnen gleichermaßen. DesignerInnen vermitteln zwischen allen am Entwicklungsprozess beteiligten AkteurInnen und schaffen so Transparenz. Damit dieser Informationsaustausch gelingen kann, geben wir DesignerInnen und HerstellerInnen verständliche Standards und Tipps für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele an die Hand.
KHH: Der diesjährige CSR Tag hatte Klimaschutz zum Thema – inwiefern spielt Kreislaufwirtschaft dabei eine Rolle?
Felix Forster (FF): Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz sind Querschnittsthemen, die gemeinsam gedacht werden müssen. Während Klimaschutz die momentan größte Breitenwirkung erreicht, kann Kreislaufwirtschaft als zentrale „Maßnahme“ angesehen werden, um eine nachhaltige Transformation zu ermöglichen. Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen eine umfassende Möglichkeit, nachhaltige Entwicklung umzusetzen und einen ernstzunehmenden Beitrag zur Erreichung des Pariser Klimaabkommens zu leisten. Darüber hinaus bringen Kreislaufwirtschaftsmodelle großes Innovations- und Marktpotenzial mit sich, wodurch wichtige Anreize für Unternehmen gesetzt werden, sich diesem Thema zu widmen.
KHH: Warum sind Unternehmensnetzwerke wichtig für die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft?
FF: Eine der großen Herausforderungen bei der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft ist die Vernetzung und der Austausch von Stakeholdern untereinander. In Unternehmensnetzwerken wie respACT und dem Global Compact Netzwerk Österreich vereinen sich engagierte Unternehmen, die als Frontrunner nachhaltigen Wirtschaftens (oder solche, die auf dem Weg dorthin sind) angesehen werden können. Einige von ihnen haben bereits Anknüpfungspunkte zu Kreislaufwirtschaft. Momentan geschieht dies auf Produkt/-Materialebene. Um Geschäftsmodelle kreislauffähig zu machen, kommt branchenübergreifenden Kollaborationen und Partnerschaften eine wichtige Rolle zu und damit Unternehmensnetzwerken wie respACT. Sie können Unternehmen zusammenführen, den Austausch fördern und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Etablierung von Kreislaufwirtschaft.
KHH: Ich bedanke mich für das Gespräch und freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen EntscheidungsträgerInnen und Organisationen, die den Aufbau und die Entwicklung moderner Kreislaufwirtschaft in Österreich befördern möchten.
Mehr Informationen zu den Aktivitäten des Forums sowie zu Möglichkeiten der Förderung österreichsicher Kreislaufinnovation: www.circulareconomyforum.at
Kontakt: office@circulareconomyforum.at
CSR-Tag 2020
Der CSR-Tag fand unter dem Motto „Grünes Licht für die Wirtschaft - Zukunftsfähig mit Klimaschutz“ am 21. & 22. Oktober online statt. Über 30 internationale und nationale ExpertInnen aus Theorie und Praxis machten unternehmerischen Klimaschutz anhand inspirierender Fallbeispiele und Projekte greifbar. Mehr Informationen finden Sie unter www.csrtag2020.com.
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