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Warum es auch in Österreich ein wirtschaftliches Umdenken benötigt
Unser aktuelles, „lineares“ Wirtschaftssystem ist durch eine ressourcen- und energieintensive, globale und komplexe Wertschöpfungskette geprägt. Zumeist endet diese bei den Endverbrauchern. Das führt dazu, dass die Rohstoffe in den Konsumgütern zu 80% auf Müllhalden, im Abwasser oder in Verbrennungsanlagen landen (WU 2016). Der unachtsame und verschwenderische Umgang mit Ressourcen und produzierten Abfällen entlang der gesamten Produktionskette hat nicht nur negative ökologische sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen.
Es braucht daher neue Ansätze und Alternativen zum bisherigen Wirtschaftssystem. Nur so kann eine Energiewende basierend auf erneuerbaren und nachhaltigen Energieformen erreicht werden. Ziel muss es sein, die Entstehung von Abfällen, Treibhausgasen und schädlichen bzw. toxischen Substanzen, sowie die einhergehende Ressourcenerschöpfung zu minimieren. Mit dem Modell der Kreislaufwirtschaft wird das möglich. Denn aufgrund der kontinuierlichen Wiedernutzung von Ressourcen in einem geschlossenen Kreislaufsystem entstehen kaum Abfälle. Durch die effiziente Nutzung von Ressourcen kommt es zu einer starken Reduktion des Ressourceneinsatzes.
Kreislaufwirtschaft als wichtiges und zukunftsträchtiges Thema wurde vor allem in den letzten Jahren verstärkt auf politischer Ebenen diskutiert. Die EU-Kommission hat 2014 dazu ein Paket aufgesetzt. Auch in Österreich bestehen bereits erste Grundlagen und grobe Rahmenbedingen, die den Wandel in Richtung einer Kreislaufwirtschaft ermöglichen. In Österreich wird die Umsetzung von kreiswirtschaftlichen Maßnahmen jedoch noch auf eine reine abfallwirtschaftliche Thematik reduziert. Die Kreislaufwirtschaftsdiskussion steht hier noch ganz am Anfang, was große Chancen aber auch Herausforderungen mit sich bringt.
Chancen und Herausforderungen für Österreichische Unternehmen
Unternehmen die Maßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft implementiert, stehen enormen Materialkosteneinsparungen bevor. Laut aktuellen Berechnungen für die EU27 können Umstellungen in den Bereichen Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung von Ressourcen und Produkten sowie Recyclingaktivitäten jährliche Einsparungen je nach Umsetzungsgrad von USD 380 Milliarden bis zu USD 630 Milliarden betragen (Ellen MacArthur Foundation, 2013).
Doch nicht nur aufgrund der Materialkosteneinsparungen ist der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft höchst relevant. Zukünftig wird es auch für Unternehmen immer wichtiger werden, ihre Ressourcen-Abhängigkeit aufgrund der hohen Preisvolatilität zu verringern. Eine wichtige Strategie ist der Einsatz von Produktalternativen, sowie die Umwandlung von „Abfällen“ in Ressourcen, welche entweder in eigenen Betriebsstätten wieder eingesetzt werden können oder an andere Unternehmen oder Stadtverwaltungen weiter verkauft werden. Vor allem die Umwandlung von Altpapier, elektronischen Geräten oder Kunststoff bietet sich hierfür besonders an. Natürlich kann es auch hier zu Abfällen kommen, die nicht wiederverwertbar oder recyclebar sind. Doch Unternehmen haben hier die Möglichkeit, mit einer Lebenszyklusanalyse (Life-Cycle-Analysis) die genaue Produkt-Beschaffenheit zu erkennen, um Material- und Produktionsalternativen schon im Produkt-Design über die Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung umzusetzen.
Maßnahmen, die zur Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsmodelles beitragen:
Regionale und internationale Best-Practice Beispiele.
Industrielle Symbiose-Projekte spielen in der Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Der Begriff und das Konzept der Industriellen-Symbiose stammen eigentlich aus der Natur. Es handelt sich hierbei um Zusammenschlüsse artenverschiedener Organismen, welche Lebensgemeinschaften und Partnerschaften, die für das Überleben notwendig sind, bilden. Das ist auch das Ziel bei Unternehmensprojekte, wo in einem Kollektiv durch den Zusammenschluss ein größerer Wettbewerbsvorsprung erzielt werden kann, als im Alleingang. Diese Projekte ermöglichen es Unternehmen, innovative und branchenübergreifende Lösungsansätze umzusetzen. Durch die veränderte Nutzung von Ressourcen können neue Erträge generiert und weniger Abfälle produziert werden.
Auch auf regionaler Ebene gibt es solche Projekte in Österreich bereits. Dies ist zu meist in Industrieparks der Fall: Dort können aufgrund der geografischen Nähe vieler (unterschiedlicher) Unternehmen industrielle Nebenprodukte eines Unternehmens, wie zum Beispiel Energie, Wasser und Materialien oder Dienstleistungen von anderen Unternehmen genutzt werden. Das reduziert negative Umweltauswirkungen schnell und einfach. Ein heimisches Best-Practice Beispiel ist der Ökopark Hartberg in der Steiermark, wo eine ökologische Kreislaufwirtschaft zentral und unter Einbindung der ansässigen Unternehmen betrieben wird.
Aber auch auf internationaler Ebene gibt es bereits Vorzeigeprojekte, wie in Kalundborg Dänemark oder Ulsan Süd Korea. Die Industrieparks Mipo und Onsan wurden 1962 in Ulsan Metropolitan City errichtet und umfassen 1.000 ansässige Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen und schaffen bis zu 100.000 Arbeitsplätze. Aufgrund von ökologischen Ressourcenschonenden Programmen, wie Industrielle-Symbiose Projekte konnten zwischen 2005 und 2016 bis zu 665.712 Tonnen CO2 Emissionen eingespart werden und zusätzlich wurden 40.044 Tonnen Abfall in Nebenprodukte transformiert und wiederverwendet.
Autorin:
Elisabeth Müller MSc. arbeitet als Programmleitung für Klima und Finanzsektor beim WWF Österreich und war davor bei der UNIDO in der Umsetzung von Eco-Industrial Park Projekten tätig. Sie ist Co-Autorin des UNIDO Eco-Industrial Park Handbook und Mitbegründerin des „International Framework for Eco-Industrial Parks“, wo sie in internationalen Arbeitsgremien messbare Indikatoren entwickelt hat.
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