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Sustainability-driven Entrepreneurship (nachhaltigkeitsorientiertes Unternehmertum), Sustainable Entrepreneurship oder Sustainability Entrepreneurship werden oft als Synonyme verwendet. Alle diese Begriffe sehen Unternehmer als wichtige Treiber für eine weitreichende sozio-ökonomische Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Sustainability-driven Entrepreneurs sind Akteure, die Nachhaltigkeits-Innovationen initiieren und erfolgreich umsetzen. Sie verfolgen – neben wirtschaftlichen – primär soziale und ökologische Ziele im Kern ihres Geschäftsmodells. Eine andere Sichtweise charakterisiert Sustainability-driven Entrepreneurs anhand des Nutzens, den sie auf gesellschaftlicher Ebene stiften. Ökonomisch betrachtet, werden negative externe Effekte (wie zB Schadstoffemissionen) vermieden oder internalisiert (zB CO2-Kompensation), wenn es noch keine bessere Alternative gibt. Nicht nur Eigentümerinteressen sind wichtig, sondern auch jene der verschiedenen involvierten Stakeholdergruppen, wie beispielsweise der Kunden oder der Anrainer eines Produktionsstandorts.
Innerhalb der Marktwirtschaft in ihrer aktuellen Form sind nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen mit Kompromissen konfrontiert um überleben zu können. Sie tragen höhere Kosten, die andere Unternehmen externalisieren, also auf die Gesellschaft abwälzen. Es ist demnach schwer im Rahmen der gegebenen wirtschaftlichen und regulatorischen Bedingungen nachhaltig zu wirtschaften. Die Interviews mit VertreterInnen nachhaltigkeitsorientierter Unternehmen im Zuge des CASE Projekts haben deutlich gemacht, dass es ihre individuellen Werte, Ziele und Fähigkeiten sind, die sie dazu motivieren, nachhaltige Innovationen zu entwickeln und zu realisieren. Ob Eigentümer, Manager oder Mitarbeiter, sie agieren als Treiber für Innovationen und eine nachhaltige Entwicklung ihres Unternehmens. Die Komplexität des Prozesses, neue und nachhaltige Ideen umzusetzen, bedarf bestimmter Kompetenzen.
Schlüsselkompetenzen für Nachhaltigkeit sollen die Menschen befähigen, Probleme erfolgreich im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu lösen und sich daraus ergebende Chancen wahrzunehmen. Im Laufe des CASE Projekts kristallisierte sich der Kompetenzrahmen von Wiek et al. (2012) als geeignet heraus, wenn es um Sustainability-driven Entrepreneurship geht. Darin werden fünf Schlüsselkompetenzbereiche unterschieden, die nachfolgend kurz beschrieben werden.
Systemische Kompetenzen
Vor dem Hintergrund der globalen und lokalen Transformationsprozesse wird es notwendig, komplexe Dynamiken analysieren zu können. Ganzheitliches und komplexes Denken, die Fähigkeit Konjunkturzyklen sowie ihre soziale und ökologische Einbettung zu verstehen, scheint eine notwendige Voraussetzung für zukünftiges Unternehmertum zu sein. Darüber hinaus wird es wichtig nicht nur auf regionaler Ebene zu handeln, sondern auch die Verbindung mit einer breiteren, globalen Ebene zu verstehen.
Vorausschauende Kompetenzen
Langfristiges Denken bedeutet aktive Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Risiken. Mit Unsicherheiten in angemessener Weise umzugehen erfordert Selbstreflexion und die Fähigkeit, sozialpolitische und ökologische Entwicklungen zu reflektieren. In diesem Zusammenhang scheint es wichtig aus Erfahrungen, auch aus Misserfolgen, zu lernen und diese Lernerfahrung in Szenarien einer nachhaltigen Welt einzuarbeiten. Familienunternehmen sind außerdem unmittelbar mit der Generationsfrage konfrontiert und betrachten es als persönliche Pflicht Brücken zwischen den Generationen zu bauen.
Normative Kompetenzen
Ein spezifischer Ethikbegriff ist oftmals die Grundlage für Sustainability-driven Entrepreneurship. Es ist der individuelle Werterahmen, der hilft, die alltäglichen Entscheidungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung zu treffen. Dieser ermöglicht zwischen Alternativen zu unterscheiden und in kritischen Situationen trotz Dilemmata und Widersprüchen zu handeln. In der Verbindung von Nachhaltigkeit und Unternehmertum bilden die normativen Kompetenzen die zentrale Schlüsselkompetenz.
Strategische Kompetenzen
Strategische und Handlungskompetenzen sind entscheidend für das Unternehmertum im Allgemeinen. In komplexen und sich schnell verändernden wirtschaftlichen Umgebungen werden sie noch wichtiger. Sie umfassen unter anderem die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und zu analysieren, neue Möglichkeiten und Lösungen zu finden und diese auch umzusetzen. Neben Management und Innovation gelten Projekt- und Prozessmanagement als Schlüsselkompetenzen, sowie Erfolgskontrolle, auch bei Nachhaltigkeitsaktivitäten.
Soziale Kompetenzen
Transformation Richtung Nachhaltigkeit ist kein mechanistischer Prozess, sondern vielmehr eine Frage des Dialogs und zwischenmenschlicher Beziehungen. Das erfordert eine Reihe von sozialen Kompetenzen, um intern und extern Beziehungen entsprechend zu gestalten. Die Fähigkeit in Multi-Stakeholder-Netzwerken zu arbeiten ist von entscheidender Bedeutung. Kooperative Lösungen im Team oder mit Partnerunternehmen begegnen der wachsenden Komplexität im unternehmerischen Umfeld besser als Einzellösungen.
Nähere Informationen zum Erasmus+ Projekt CASE finden Sie unter www.case-ka.eu.
Literatur
Wiek, A.; Withycombe, L. & Redman, C.L. (2012). Key competencies in sustainability: a reference framework for academic program development. Sustainability, 6, 203–218.
Über das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit und den Autor
Das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (gW/N) unterstützt die Universität für Bodenkultur ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Es ist Motor und Impulsgeber zu Themen des Globalen Wandels und der nachhaltigen Entwicklung. Das Zentrum ist ein Ort der interdisziplinären wissenschaftlichen Auseinandersetzung und bietet Lernräume für komplexe Zusammenhänge und innovative Ideen. Damit trägt das Zentrum dazu bei, zukunftsfähige Konzepte an die Gesellschaft zu vermitteln.
Michael Ambros arbeitet seit 2012 als Lektor und Projektmanager an der Universität für Bodenkultur Wien. Seit 2013 lehrt er gemeinsam mit Dominik Schmitz Sustainable Entrepreneurship für soziale und ökologische Start-up-Ideen. Bisher wurden mehr als 30 Studierenden-Teams unterstützt und eine Reihe von Einzelunternehmen, GmbHs und Vereinen gegründet.
Die Initiative #ThinkTank wird gefördert von
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