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Der Befund war dramatisch, schaffte es aber dennoch nur sehr kurz ins öffentliche Bewusstsein. Durch das massive Eingreifen des Menschen in Ökosysteme werden ohne Gegenmaßnahmen bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten aussterben, warnte im Mai der UN-Bericht des Intergovernmental Panel on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Insbesondere die Klimakrise beschleunigt dieses beispiellose Zerstörungswerk und wird somit zur existenziellen Bedrohung, deren Ausmaß die Menschheit tagtäglich weiter befeuert: Wir nutzen Ressourcen schneller, als sie wiederhergestellt werden können. Landwirtschaftliche Expansion, Übernutzung von Wäldern und Meeren, Zersiedelung, massiver Boden- und Energieverbrauch, Bergbau und Umweltverschmutzung führen zum Verlust von Lebensräumen und Arten. Fazit: Die natürlichen Systeme unseres Planeten sind schon über dem Limit und alles, was wir lieben und zum Leben brauchen, ist bedroht. Ein Weckruf, der sich nicht nur an Politik und Gesellschaft richtet, sondern auch direkt an alle Wirtschaftstreibenden. Ohne spürbare Trendwende wird die Natur so wie wir sie heute kennen, als Grundlage für unsere Lebensqualität, unseren Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg verloren gehen.
Der wahre Wert der Natur ist unbezahlbar
Die Auswirkungen der Wirtschaft auf die Natur sind bekannt, doch umgekehrt findet die existenzielle Abhängigkeit der Unternehmen von einer intakten Natur im Alltag viel zu wenig Beachtung. Dabei erbringen natürliche Systeme alljährlich Dienstleistungen für die Weltwirtschaft im Wert von schätzungsweise 125 Billionen Dollar pro Jahr - zwei Drittel mehr als das globale Bruttoinlandsprodukt. Des Weiteren können laut IPBES sogenannte „nature-based solutions“ zu 37 Prozent zur Einhaltung der 1,5 °C-Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens beitragen und damit einige der gravierenden Folgen der Klimakrise verhindern. Die Abhängigkeiten von diesen Dienstleistungen machen Biodiversitätsverlust und Klimawandel zu den größten systemischen Gefahren für die Weltwirtschaft. Sie führen zu Risiken für das operative Geschäft, beeinträchtigen die Stabilität der Lieferkette, Planbarkeit und Widerstandsfähigkeit und bringen Haftungsrisiken mit sich, inklusive zahlreicher Markt- und Finanzrisiken. Dazu kommt: Bereits jetzt kosten uns Naturkatastrophen, die durch Störungen des Ökosystems und den Klimawandel verursacht werden, mehr als 300 Milliarden Dollar pro Jahr.
Zeit zu handeln
Um ernsthaft gegenzusteuern, müssen die herkömmlichen Wirtschafts- und Finanzsysteme grundlegend neu ausgerichtet werden. Vier Aspekte sind besonders wichtig:
Unternehmen am Zug
Selbstverständlich ist in erster Linie die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, aber auch die Wirtschaft muss sehr viel mehr tun als bisher und sollte auf „Business unusual“ im besten Sinne setzen.
Erstens können sich Unternehmen dazu verpflichten, Biodiversitätsverluste rückgängig zu machen und natürliche Systeme wiederherzustellen. Sie können insbesondere in den Lebensräumen, in denen sie produzieren, ganzheitliche Maßnahmen setzen und skalierbare Lösungen für die Reduktion des Ressourcenverbrauchs und Wiederherstellung der Natur entwickeln.
Zweitens sollten Unternehmen umweltbedingte Risiken umfassend bewerten, um auf diese rechtzeitig zu reagieren, und einen "no regrets"-Ansatz für die Natur verfolgen, bei dem die Auswirkungen und Abhängigkeiten von Naturkapital bewertet werden. Während sich wissenschaftlich fundierte Ziele für die Natur in der Entwicklung befinden, können Unternehmen bereits jetzt Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Einklang mit der Klimawissenschaft festlegen (Science Based Targets).
Und drittens können sich Unternehmen gemeinsam mit Naturschutzorganisationen wie dem WWF dafür einsetzen, einen “New Deal for Nature and People“ zu gestalten, der sinnvolle Investitionen in natürliche Systeme fördert und belohnt. Dafür gibt es im Jahr 2020 eine einmalige Chance. Denn bei der nächsten UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (CBD) sind große Fortschritte notwendig, um Naturverlust und Artensterben zu stoppen.
Fazit: Nie zuvor hat die Wissenschaft die Folgen unseres Handelns so klar aufgezeigt. Daher sind auch Unternehmenszwecke neu zu definieren, um Wohlstand ohne einen ständig steigenden Ressourcenverbrauch zu schaffen. Neben der Politik muss dafür auch die Wirtschaft ihre globale Verantwortung deutlich stärker als bisher wahrnehmen. Denn das Ausmaß der Krise, mit der wir konfrontiert sind, erfordert einen schnellen globalen Wandel. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Handeln wir jetzt!
Zur Autorin:
Elisa Gramlich arbeitet bei der Umweltschutzorganisation WWF Österreich und begleitet im Rahmen der WWF CLIMATE GROUP Unternehmen auf ihrem Weg, wirkungsvolle Maßnahmen für Natur- und Klimaschutz zu entwickeln und umzusetzen.
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